Liebe Managerkollegen,
nach Jahren des Schweigens melde ich mich mit etwas schlechtem Gewissen zu Wort. Ich habe die beiden Champions-League-Titel (neben anderen Trophäen) mehr im Stillen genossen, dabei von der herausragenden Arbeit und Initiative der IFCL profitiert und doch nie "danke" gesagt. Das hole ich hiermit nach: Danke! Gleichzeitig schreibe ich meinen ersten Forums-Beitrag, um zu meckern bzw. meine Sicht der Sicht darzustellen. Also sorry dafür, dass meine ersten Worte hier direkt negative sind, aber das Thema treibt mich länger um und liegt mir am Herzen: Die Marktwert-Begrenzung (die ja gerade auch in der Shoutbox intensiv diskutiert wird).
Ich habe das Supercup-Finale wegen dieser Begrenzung trotz klarer Überlegenheit verloren (Glückwunsch an Fleischitown!) und bin auch in der Champions League negativ beeinträchtigt worden. Das akzeptiere ich aber, denn geltendes Recht ist geltendes Recht. Mir geht es um eine Änderung zur kommenden Saison oder einem anderen, möglicherweise früheren Zeitpunkt. Jedenfalls nicht um eine nachträgliche Umwandlung.
Ich halte das „80-Millionen-Plus-System“ für hochgradig fehlerhaft und unlogisch. Ich verstehe den grundsätzlichen Gedanken dahinter, sehe ihn aber nicht wirkungsvoll umgesetzt. Mehr noch, man könnte auch den Gedanken an sich angreifen (dazu später mehr).
1. Die Annahme, ein höherer Marktwert sorge für unfaire Partien, ist absurd. Dazu muss man nur mal regelmäßig einen Blick auf die beste Elf des Spieltags werfen, deren Wert selten höher als 80 Millionen liegt. Comunio funktioniert nach zwei Mechaniken: Punkten (auf Grund der sportlichen Leistung) und Börsenspiel (steigende und sinkende Markwerte). Beide Mechaniken sind eng miteinander verwandt, aber nicht gleichzusetzen. Als Beispiel sei hier der deutlich höhere Marktwert jedes BVB-Neueinkaufs genannt.
2. Die Regelung bestraft Manager, die sehr gut arbeiten. Erfolg bei Comunio bemisst sich nun mal an Punkten UND an Geld. In einer ausgeglichenen Liga kann ein Manager schnell auf einen Marktwert von 80 Millionen kommen. Wollt ihr ihn dafür bestrafen? Für eine Leistung, die doch im Herzen des Spiels liegt?
3. Ihr überschätzt mit dem System die Bedeutung der IFCL. Vermutlich wird jeder Spieler zuerst auf seine Liga schauen, denn dort finden die echten sportlichen Wettkämpfe (häufig unter Freunden) statt. Wer ernsthaft behauptet, man könne ja vor einem CL-Spieltag den Marktwert des eigenen Teams auf 80 Millionen senken, hat die Emotion des Spiels offensichtlich nicht verstanden.
4. Wenn hinter dem System die Annahme steht, dass ein hoher Marktwert mit guten Ersatzspielern gleichzusetzen ist, dann ist das eine These. Ich glaube nicht, dass sie einer Überprüfung standhalten würde.
5. Selbst wenn dem so wäre: Durch SofaScore werden Spieler nun viel häufiger bewertet als zuvor. Es dürfte also noch seltener vorkommen, dass ein Ersatzspieler überhaupt ins Spiel eingreift.
6. Die Annahme, jeder Pro-Player profitiere von Ersatzspielern, ist ebenso eine These. Habt ihr eine Auswertung, wie häufig in der vergangenen Saison ein Pro-Player dank seiner Ersatzspieler gewonnen hat? Wenn ja, freue ich mich auf die Daten. Wenn nein, dann ist eine Entscheidung dieser Tragweite auf unzureichenden Grundlagen getroffen worden.
7. Ein Blick in die Realität: Werden Manchester United oder Real, die Bayern, Liverpool oder Dortmund, Turin oder Barcelona dafür bestraft, dass sie besser arbeiten als andere und folglich mehr Geld zur Verfügung haben? Arbeitet der reale Fußball mit solch einer Gleichmacherei? Selbstverständlich nicht – genau daraus ziehen ja viele Duelle ihren Reiz. Mal abgesehen von einer Diskussion um die immer größere Schere zwischen Arm und Reich, abgesehen von schmutzigen Deals (Football Leaks) und Scheich-Milliarden (was man alles zu recht diskutieren kann), ist es eine unveränderliche Tatsache, dass bestimmte Vereine aufgrund ihrer Historie nun mal attraktiver sind als andere. Kann sich jemand ernsthaft ein System in der Realität vorstellen, in dem Punkte wegen der Marktwerte abgezogen werden?
8. Das wichtigste Argument ist aber, dass ihr mit dem System ein vermeintlich unfaires Spiel reglementieren wollt, indem ihr auf unterschiedliche Saisonübergänge reagiert. Das ist aber völlig unnötig! Denn es steht jeder Liga frei, einen anderen Saisonübergang zu wählen. Wenn die IFCL so wichtig ist – bitteschön, dann ändert halt das System in der Liga. Aber doch nicht künstlich international!
9. Hinzu kommt: Auch die Behauptung, ein vermeintlich einfacher Saisonübergang führe zu einem höheren Marktwert, ist eine These. Ich kann da nur für meine Liga sprechen, aber: Die Preise in solchen Ligen sind natürlich viel, viel höher. Man muss also viel mehr für einen guten Spieler bieten. Die Leistung ist deswegen in gewisser Hinsicht sogar höher einzustufen als bei Ligen mit vermeintlich nachteiligem Übergang.
Zusammengefasst: Das ganze System baut auf Behauptungen und Thesen auf, die durch Daten nicht gestützt sind (oder?). Selbst wenn sie es wären, so bestraft ihr damit Leistung und torpediert nicht nur Comunio, sondern des Geist jedes Sports selbst.
Ich kaufe vor der Saison einen Haller für 4 Millionen und der ist dann 12 wert … ich mache das alles 8x und damit einen Riesenjob, der nichts anderes als Titel verdient hätte. Und was macht die IFCL? Bestraft die Manager für diese überragende Leistung. Das kann es nicht sein.
Ich hoffe, ihr versteht diese Ausführungen als das, was sie sein sollen: Interesse an einer Weiterentwicklung der IFCL. Ich bin wirklich dankbar für all die Mühen und den vielen Einsatz. Gerade deswegen finde ich es sehr wichtig, im Sinne aller auf die offensichtliche Unfairness hinzuweisen.
Mit sportlichen Grüßen,
Peter / Liverpool